Herdringen – Was haben schwarzer britischer Humor, ein Liebesdrama, mehrere Särge und ein romantischer Neuanfang gemeinsam? Ganz einfach: Sie treffen sich in diesem Sommer auf der Freilichtbühne Herdringen. Dort feiert am Samstag, den 7. Juni 2025 um 20 Uhr das Musical „Zum Sterben schön“ Premiere – eine liebevoll-überspitzte Komödie über Liebe, Tod und zweite Chancen, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt, aber dennoch tief berührt.
Wenn der Tod charmant daherkommt
Die Inszenierung basiert auf dem britischen Kinohit „Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge“, der bereits vor über zwanzig Jahren das Publikum mit skurrilem Witz und großen Gefühlen begeisterte. In Herdringen nun wird die Geschichte als Musical neu erzählt – mit Gesang, Tanz, viel Humor und ebenso viel Herz. Im Zentrum steht der Leichenbestatter Boris Plots, gespielt von Uwe Rehberg. Die Rolle ist für ihn eine besondere Herausforderung: „Es ist tatsächlich meine erste große Rolle und hat enorm viel Text“, gesteht er lachend. „Noch sitzen nicht alle Passagen – leider.“ Dennoch sprüht er vor Vorfreude: „Wir stecken alle unheimlich viel Herzblut in das Stück und freuen uns darauf, dass das Publikum es bald honorieren wird. Ich selbst bin auch irgendwie ein Stück weit Boris – das passt teilweise wie die Faust aufs Auge.“ Der Leichenbestatter mit romantischer Seele, schwärmt seit seiner Schulzeit heimlich für Betty Rhys-Jones. Diese allerdings steckt in einer unglücklichen Ehe mit dem Bürgermeister, der seine Frau betrügt und ihre Gutmütigkeit schamlos ausnutzt. Als Bettys Schwiegermutter stirbt, bringt sie das Schicksal mit Boris zusammen – und eine alte Liebe flammt neu auf. Was folgt, ist ein aberwitziger Plan: Boris will Bettys Tod vortäuschen, um mit ihr auf Tahiti ein neues Leben zu beginnen. Doch er hat nicht mit dem amerikanischen Unternehmer Frank Featherbed gerechnet, der mit pompösen Event-Beerdigungen den beschaulichen Bestattungsmarkt aufmischen will und Boris’ Vorhaben gefährlich nahekommt.
Anspruchsvoll und voller Leidenschaft
Betty, gespielt von Denise Hoffmann, durchläuft eine spannende Wandlung. „Betty ist eine durch und durch gute Seele. Sie ist herzlich und mitfühlend, leider aber auch naiv, ängstlich und schüchtern“, beschreibt Hoffmann ihre Figur. „Während des Stückes bietet sich ihr die Gelegenheit, aus ihrem Alltag auszubrechen und ihren eigenen Wünschen und Träumen nachzugehen.“ Was zunächst wie eine zarte Romanze beginnt, entwickelt sich zu einer Befreiungsgeschichte mit Rachepotenzial – und musikalischer Power. „Ich habe in diesem Stück mehr Gesangs- als Sprechtext“, so Hoffmann weiter. „Timing spielt hier eine sehr große Rolle – wie atme ich wann ein, damit ich Ton X auch noch halten kann, obwohl ich in der Zwischenzeit fünf Meter über die Bühne tanze oder zehn Treppenstufen hochlaufe.“ Auch hinter den Kulissen ist Präzision gefragt: „Der eine Sarg steht hier, der andere dort. Wo muss wann welche Urne sein? Es ist wie ein Puzzle“, sagt Spielleiterin Vera Guntermann. Ein makabres Puzzle vielleicht – aber eines, dass das Publikum sicherlich zum Staunen und Schmunzeln bringen wird.
Tiefgründig, aber mit einem Augenzwinkern
Also: Wie passen trockener, britischer Humor und das ernste Thema Tod zusammen? Ganz einfach: Indem das Tabuthema überspitzt dargestellt wird. Der Tod wird als das genommen, was er ist – er gehört zum Leben dazu. Gleichzeitig sollte man das Stück aber mit einem gewissen Augenzwinkern betrachten. Das gelingt eindrucksvoll. Denn während auf der Bühne gestorben, getrauert, gelogen und geliebt wird, bleibt immer Raum für Komik. Die ernste Thematik erfährt auf diese Weise eine fast märchenhafte Leichtigkeit. Das Musical lädt ein zum Lachen, Weinen und Genießen – und bietet dem Publikum eine emotionale Achterbahnfahrt. Musikalisch wird einiges geboten: Die Lieder – von gefühlvoll bis hin zu britisch-humorvollen Showeinlagen – tragen die Geschichte und sind laut Guntermann in diesem Jahr besonders anspruchsvoll: „Es ist eben ein richtiges Musical. Die Emotionen der Lieder in Gesang und Tanz auszudrücken, ist für die Spielenden auf jeden Fall eine große Aufgabe.“ „Zum Sterben schön“ ist ein Musical, das keine Berührungsängste kennt – weder vor dem Tod noch vor großen Gefühlen. Es erzählt von Sehnsucht und Mut, vom Loslassen und Neuanfang. Die Inszenierung an der Freilichtbühne Herdringen trifft mit ihrem Mix aus Witz, Melancholie und Musik genau ins Herz – und beweist einmal mehr, dass der britische Humor auch auf deutscher Bühne hervorragend funktioniert.
Premiere ist am Samstag, 7. Juni 2025, um 20.00 Uhr. Wer Lust auf einen unterhaltsamen Abend mit Charme, Tiefe und Ohrwurmpotenzial hat, sollte sich dieses Stück nicht entgehen lassen.